Zum Inhalt [I]
Zur Navigation [N]
Kontakt [C] Aktuelles [2] Suchfunktion [4]

Impuls zum 29. Oktober 2023

Zum 30. Sonntag im Jahreskreis

Von Veronika Hüning (Höhbeck im Wendland), pax christi Diözesanverband Hildesheim

Die Liebe ist das Größte

Lied: Wo die Güte und die Liebe, da ist Gott / Ubi caritas (Taizé)

Die Lesungen des heutigen Sonntags sind wie für pax christi gemacht. Sie weisen den Weg Richtung Gerechtigkeit und Frieden, zeigen auf, was zum Heil aller Menschen führt, schauen voraus auf das Reich Gottes.

Ex 22, 20-26
Dieses Kapitel ist Teil des sog. Bundesbuches. Gott legt dem Volk Israel seine Weisungen vor, bevor er den Bund mit ihm schließt. Hier geht es um den Schutz vor Unterdrückung und Ausbeutung, Schutz für die Fremden, die von Armut bedrohten Witwen und Waisen, die Mittellosen. Diesen Weisungen wollen auch wir in pax christi folgen, wenn wir uns für Geflüchtete einsetzen und gegen ein Wirtschaftssystem kämpfen, durch das die Armen immer ärmer werden.

Mit dem Gottesbild, das dieser Text spiegelt, habe ich allerdings einige Schwierigkeiten. Gott erscheint als Rächer, der die Menschen umbringt, die sich nicht an seine Weisungen halten. Auf der anderen Seite ist er der mitleidende, der gütige Gott. Vielleicht will der Verfasser überdeutlich machen, wie ernst es Gott mit seinen Geboten ist, wie eindeutig er auf der Seite der Benachteiligten steht?

Lied: Den Herren will ich loben (GL 395)

1 Thess 1,9
Dem lebendigen Gott zu dienen bedeutet, sich von den Götzen abzuwenden. Die Götzen von heute sind Mars, der Kriegsgott, und Moneta, die Göttin des Geldes. Als alternativlos werden sie dargestellt: Waffengewalt gegen Angreifer, Aufrüstung, militärische Überlegenheit. Das Finanzwesen, in dem Profit ohne echte Wertschöpfung möglich ist, scheint unüberwindbar. pax christi stellt sich auf die Seite der Opfer dieses Systems, z.B. in der Arbeit der Kommission Solidarität Eine Welt.

Lied: Liebe ist nicht nur ein Wort (GL 831)

Das Reich Gottes, zu dem wir unterwegs sind, ist das Reich, in dem sich Gerechtigkeit und Frieden küssen. Das Reich der Freude und der Erfüllung unserer Sehnsucht nach Liebe.
Liebe – damit sind ja keine romantischen Gefühle gemeint. Gemeint ist eine geheilte, beglückende Beziehung zu Gott und den Mitmenschen. Für das erste Bundesvolk war diese Liebe „geboten“ und das gilt auch für uns Christ*innen.

Mt 22, 34-40
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben – das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“

Es gibt also ein erstes und ein zweites Gebot, aber es gibt nicht nur ein wichtigstes, denn das zweite ist ihm gleichgestellt. Das zweite Gebot, das der Nächstenliebe, geht ganz folgerichtig aus dem ersten Gebot hervor, aus der Gottesliebe. Sie sind untrennbar miteinander verbunden. Wer Gott liebt, wird auch den Nächsten lieben, der ein Ebenbild dieses Gottes ist. Gottesliebe geht nicht ohne Nächstenliebe. Und wer der Nächste – oder die Nächste – ist, hat auf eindrückliche Weise das Gleichnis vom barmherzigen Samariter gezeigt. Der Nächste ist nicht der Mensch, mit dem ich verwandtschaftlich oder freundschaftlich am engsten verbunden bin. Es ist nicht unbedingt mein Volks- oder Gesinnungsgenosse oder jemand, der in der Kirchenbank neben mir sitzt. Zum Nächsten soll ich demjenigen werden, der meine Hilfe braucht. Der unter die Räuber gefallen, misshandelt und verletzt worden ist.

Jesus sagt: Deine Liebe, deine Aufmerksamkeit, deine Fürsorge soll dem Menschen gelten, der dich braucht. Liebe ihn „wie dich selbst“!

Ist damit sozusagen ein drittes Gebot formuliert: Liebe dich selbst? Gottesliebe, Nächstenliebe, Selbstliebe – ist das der von Jesus gewollte Dreiklang? Die Selbstliebe ist ja oft verunglimpft worden, als Egoismus, Eitelkeit, Narzissmus. Aber ich denke, sich selbst zu lieben ist die Basis für die Liebe zu anderen. Wer sich selbst verachtet und vernachlässigt, wird kein*e gute*r Liebhaber*in sein.

„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Das heißt: So wie dir dein Wohlergehen wichtig ist, so wie du dich um dich kümmerst, um deine Gesundheit, deine Sicherheit, dein Glück – so sollst du dich auch um deine Mitmenschen kümmern, die dir begegnen.

In pax christi versuchen wir, „den Kreis nicht zu klein zu ziehen“. Wir wollen zu Nächsten werden für die Opfer von Gewalt und Krieg, für die Geflüchteten, für die Ausgebeuteten im globalen Süden. Wir tun dies mit Worten und Taten: mit Petitionen, Kampagnen und gewaltfreien Aktionen. Und wir stellen unsere Anliegen vor Gott.

Gebet
Gott, der du die Liebe bist, wir bitten dich:
Für die Menschen, die unter Gewalt und Krieg leiden. Steh ihnen bei in ihren Ängsten und Leiden!
Wir denken besonders an die Menschen in Israel und Palästina. Hilf den Verantwortlichen auf beiden Seiten, weiteres Blutvergießen zu vermeiden und Lösungen zu finden!
Für die Menschen, die von Ausbeutung und Unterdrückung profitieren. Bewege sie zu Einsicht und Umkehr!
Für die Menschen, die für Freiheit und Menschenrechte kämpfen. Sende ihnen Mitstreitende, die solidarisch und hilfreich sind!
Für die Menschen, denen Liebe fehlt. Schenke ihnen beglückende Erfahrungen mit Freundinnen und Freunden!
Für alle, die sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen. Stärke sie und ermutige auch uns immer wieder neu!

Lied: Solang es Menschen gibt auf Erden (GL 425)